TÜV Nord gibt Tipps: Den Weg freimachen und Leben retten
Einsätze von Rettungsfahrzeugen, Feuerwehr und Krankenwagen bedeuten Hektik und ein erhöhtes Unfallrisiko. Auf der Autobahn ist eine Rettungsgasse vorgeschrieben. Doch im Stadtverkehr gibt es sie nicht: Was bedeutet das für Autofahrer?
„In erster Linie heißt es: Ruhe bewahren, umsichtig handeln und den Weg schnellstmöglich freimachen – das ist entscheidend, wenn Einsatzfahrzeuge bei einem Notfall im Stadtverkehr unterwegs sind“, erklärt Gianncarlo Oliva, Leiter der TÜV NORD Station Duisburg (Duissern). Zwar ist eine Rettungsgasse weder in der Stadt noch auf der einspurigen Landstraße vorgeschrieben. Wer aber falsch reagiert, behindert nicht nur die Rettungskräfte, sondern riskiert auch Bußgelder und Folgeunfälle.
Besonders problematisch: das sogenannte Gaffen. „Wer am Unfallort stehen bleibt, Fotos macht oder gar Videos aufnimmt, handelt nicht nur respektlos, sondern gefährdet aktiv andere. Dieses Verhalten kann Bußgelder oder sogar Freiheitsstrafen nach sich ziehen“, betont Oliva. Zudem erhöht Gaffen das Risiko von Auffahrunfällen und stellt zumindest eine Ordnungswidrigkeit dar.
Blaulicht im Rückspiegel: Was nun?
Nähern sich Blaulicht und Martin-Horn gilt: Ruhe bewahren, Geschwindigkeit reduzieren, den Abstand vergrößern und sich möglichst weit rechts am Fahrbahnrand halten, damit die Rettungskräfte problemlos passieren können. Und Gianncarlo Oliva hat noch weitere Tipps:
- Das Fahrzeug parallel zur Fahrbahn ausrichten, damit kein Teil herausragt und den Weg blockiert.
- Freie Bushaltestellen oder Ein- und Ausfahrten sind gute Ausweichmöglichkeiten. Aber Achtung: Werden dort an Silvester Böller oder Feuerwerksraketen gezündet, fährt man besser noch ein Stück weiter.
- Der Fußgängerweg darf in einer solchen Notsituation als Ausweichmöglichkeit genutzt werden, sofern dies gefahrlos möglich ist.
- Wer im Kreisverkehr unterwegs ist, dreht am besten eine Extrarunde, bis das Einsatzfahrzeug vorbeigezogen ist.
- Blinker verwenden, um den Einsatzkräften die eigene Ausweichrichtung anzuzeigen. Gleichzeitig deren Fahrtrichtung immer im Blick behalten, um Kreuzungen nicht zu blockieren.
Ist das Rettungsfahrzeug vorbeigefahren, sollte man sich umsichtig wieder einreihen und die Geschwindigkeit nur langsam anpassen. „Es kann jederzeit ein weiteres Einsatzfahrzeug folgen,“ sagt der Stationsleiter.
Blaulicht bei Rot: Das gilt an der Ampel
Generell gilt an Ampelkreuzungen besondere Achtsamkeit – nicht nur in der Silvesternacht. Blitzer, oft als Starenkasten oder Säule getarnt, erfassen alle Fahrzeuge, die bei Rot über die Kreuzung fahren. Doch im Notfall gilt: Um Platz für Rettungsfahrzeuge zu machen, darf die Haltelinie überfahren werden – jedoch nur, wenn keine Gefahr besteht. „Kreuzende Verkehrsteilnehmer haben zu diesem Zeitpunkt eine Grünphase und die Einsatzfahrzeuge nicht unbedingt im Blick. Gerade an Silvester besteht auch die Gefahr, dass Fußgänger unter Alkoholeinfluss unachtsam die Straße überqueren“, warnt Oliva und ergänzt: „Wird ein Ampelblitzer ausgelöst, empfiehlt es sich, Datum und Uhrzeit zu notieren. So kann die Behörde den Vorgang besser prüfen – und der Geldbeutel bleibt verschont. Bei grüner Ampel gilt: Möglichst weit rechts anhalten, ohne die Kreuzung zu blockieren.“
TÜV NORD-Tipp: Rettungskarten für eine schnellere Bergung
Auch bei größter Vorsicht lässt sich ein Unfall manchmal nicht vermeiden. Damit Rettungskräfte im Ernstfall schnell und sicher helfen können, ist die Rettungskarte ein unverzichtbarer Begleiter. Farbig ausgedruckt sollte sie hinter der Sonnenblende auf der Fahrerseite verwahrt werden. „Eine Rettungskarte kann im Ernstfall entscheidende Sekunden bringen“, erklärt Oliva. Der dazugehörige kostenlose Hinweisaufkleber ist bei allen TÜV NORD-Prüfstellen erhältlich.
Oliva: „Mit einem vorausschauenden und umsichtigen Verhalten – auch in der Silvesternacht – wird der Jahreswechsel für alle sicher und Rettungskräfte können sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Leben retten.“
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