In der Hauptreisezeit müssen sich Autofahrer auf viele Baustellen auf den Autobahnen einstellen. Nach einer Auswertung von DEKRA gab es Mitte Juni im deutschen Autobahnnetz mehr als 630 Baustellen. Die Unfallsachverständigen empfehlen, in diesen Bereichen besonders konzentriert zu fahren und die Tempobeschränkungen einzuhalten. Das Unfallrisiko liegt hier deutlich höher als auf freier Strecke.
- Konzentriert fahren und nicht ablenken lassen
- Vorsicht bei Überleitungen und Verschwenkungen
- Nicht zu schnell an Baustellen heranfahren
„An Autobahnbaustellen treffen viele Risikofaktoren aufeinander, das macht diese Bereiche so gefährlich“, erklärt DEKRA Unfallforscher Markus Egelhaaf. „Wir haben hier verengte Fahrstreifen und eine Flut an Reizen durch Warnschilder und Fahrbahnmarkierungen. Außerdem ist mit ungewohnten Verschwenkungen, unebenen Fahrbahnen, aber auch mit Schmutz oder starkem Staub zu rechnen.“ Im Jahr 2017 wurden bei Unfällen im Bereich von Autobahnbaustellen in Deutschland mehr als 2.700 Menschen verletzt, 17 kamen ums Leben. Eventuelle Folgeunfälle im Zulauf der Baustellen sind dabei nicht mitgerechnet.
Versetzt fahren und Fahrzeugbreite beachten
Autofahrer sollten ab dem ersten Baustellenhinweis grundsätzlich hoch konzentriert fahren und sich von nichts ablenken lassen. Häufig kommt es auf den nur sehr schmalen Fahrstreifen zu seitlichen Streifkollisionen. Rollt der Verkehr auf allen Fahrstreifen mit ähnlicher Geschwindigkeit, ist es besser, auf Überholmanöver zu verzichten und im gleichen Tempo versetzt zu fahren. Wer sich nicht sicher fühlt, bleibt am besten ganz auf dem breiteren rechten Streifen.
Häufig gilt auf den linken Fahrstreifen im Baustellenbereich eine Breitenbegrenzung. Waren früher zwei Meter üblich, gibt es mittlerweile auch Begrenzungen auf beispielsweise 2,10 Meter oder 2,20 Meter. Trotzdem kann es bei modernen Fahrzeugen eng werden. Wichtig dabei: Es kommt auf die tatsächliche Fahrzeugbreite inklusive Rückspiegeln an, nicht die in den Fahrzeugpapieren ausgewiesene Breite. Vor Reiseantritt nachzumessen lohnt sich: Heute überschreiten schon viele Kleinwagenmodelle die Zwei-Meter-Marke. Im Falle einer Kollision kann eine unzulässige Fahrstreifenbenutzung zu einer (höheren) Teilschuld führen.
Keine überstürzten Reaktionen
Unfälle ereignen sich oft an Überleitungen auf die Gegenfahrbahn und an Verschwenkungen der Fahrstreifen. Hier besteht ein erhöhtes Risiko, auf andere Fahrzeuge aufzufahren, von der Fahrbahn abzukommen oder ein anderes Fahrzeug zu streifen. „Manchmal kommen zu einer unklaren Verkehrsführung noch widersprüchliche Anweisungen des Navis hinzu. In solchen Fällen sind überstürzte Reaktionen höchst gefährlich“, sagt Egelhaaf.
Nicht in letzter Sekunde überholen
Der Sachverständige warnt auch davor, zu schnell an eine Baustelle heranzufahren. „Es schafft Gefahren, wenn man vor dem Ende eines Fahrstreifen noch in letzter Sekunde überholt und beim Einordnen die Sicherheitsabstände unnötig verkürzt“, warnt der Unfallforscher. Deshalb: frühzeitig das Tempo reduzieren, nicht mehr oder nur mit mäßiger Geschwindigkeit überholen und das Reißverschlussverfahren am Ende des Fahrstreifens nutzen. Zu frühes Einfädeln verlangsamt den Verkehr auf den verbleibenden Fahrstreifen.
Der Experte spricht sich außerdem für mehr Rücksicht auf die Arbeitskräfte an Baustellen aus. „Sie haben weder die Baustelle noch daraus resultierende Verkehrsbehinderungen zu verantworten. Wildes Gehupe und lautes Anpöbeln sind nicht geeignet, die Situation zu verbessern.“ Vielmehr gilt es, die Arbeitskräfte nicht durch rücksichtsloses Fahrverhalten zu gefährden. Dies gilt insbesondere auch bei Wanderbaustellen und Kurzzeitbaustellen, die oftmals nur durch einen Verkehrsleitanhänger abgesichert sind.
Dekra