Urbane Logistik wird zur immer größeren Herausforderung. Einhergehend mit dem zunehmenden Online-Handel wächst der Zulieferverkehr in den Städten. Die Folge sind verstopfte Straßen, erhöhter Parkdruck und eine Zunahme von Emissionen. Experten arbeiten an neuen Konzepten, um die Situation nachhaltig zu lösen. Eine zentrale Rolle dabei sollen alternative Antriebe, die Bündelung von Transporten aber auch autonome Fahrzeuge spielen. Urbane Logistik war ein Thema beim Deutschen Logistik-Kongress er Bundesvereinigung Logistik, der heute in Berlin zu Ende geht.
Logistiker, Wissenschaftler und Stadtplaner verfolgen im Wesentlichen die Idee, die innerstädtischen Verkehrsströme zeitlich und räumlich zu verlagern. „Ein Ansatz wäre, Zulieferverkehre etwa in die Nacht oder auf den frühen Morgen zu verlegen, weil dann auf den Straßen wenig los ist“, erklärte Dr. Jens Klauenberg vom Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt nun beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin. Voraussetzung für diese Lösung ist jedoch ein funktionierendes Zusammenspiel aller beteiligten Akteure. Wolfang Lehmacher, Head of Supply Chain and Transport Industries beim World Economic Forum, sieht zudem keinen Grund, warum die Lieferungen in die Städte nicht in Zukunft voll autonom, also fahrerlos, funktionieren sollten. „Technisch ist das heute schon möglich.“
Um die Emissionsbelastung durch Abgase und Lärm zu reduzieren, raten Verkehrsforscher zu verstärktem Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen auf der sogenannten letzten Meile. „Wir wissen etwa, dass die Transporter von Zulieferern aus dem Pharma-Bereich in der Regel Tagestouren von unter 100 Kilometern absolvieren“, so Dr. Jens Klauenberg. Bei solchen Lkw- oder Transporter-Touren sieht er Potenzial für den Einsatz von Fahrzeugen mit Elektroantrieb, deren maximale Reichweite den Anforderungen genügt. Dass dieses Modell auch bei Paketdienstleistern funktioniert, beweist beispielsweise DHL mit dem Einsatz des selbstentwickelten elektrobetriebenen Kleinfahrzeugs „Streetscooter“. Alternativ könnten die KEP-Dienste für die Zustellung auch Lastenfahrräder verwenden. „Auch sie haben das Potenzial, die Städte zu entlasten“, sagte der Experte. Für eine verträgliche Gestaltung der Verkehrsströme sieht er die Notwendigkeit von zentralen Logistik-Centern vor den Stadtgrenzen und innerstädtischen Umschlaglagern, über die die städtische Versorgung organisiert wird. Gefordert sind hier auch die Kommunen, die den Wirtschaftsverkehr stärker berücksichtigen und gegebenenfalls Flächen für den Bau von Lagerhallen zur Verfügung stellen müssen.
Experten versprechen sich eine Entlastung des städtischen Verkehrs auch durch den Einsatz autonomer Fahrzeuge. Laut Studien lassen sich damit Staus sowie der Bedarf an Parkraum reduzieren. Aktuell testet das britische Unternehmen Starship Technologies in Hamburg und Düsseldorf einen Roboter, der Lasten bis zu 20 Kilogramm transportieren kann und eigenständig sein Ziel ansteuert. „Die Menschen reagieren sehr positiv auf unsere Roboter „, so Allan Martinson, Chief Operating Officer bei Starship Technologies auf dem DLK. Seine These: „Bürgersteige bieten großes Potenzial für autonom fahrende Robotersysteme.“ Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropolruhr GmbH, beschreibt die Herausforderung der City-Logistik so: „Die Bürger erwarten immer kürzere Lieferzeiten ihrer Waren, wünschen sich aber gleichzeitig freie Straßen und legen Wert auf eine saubere Umwelt.“ Gemeinsam mit einem großen Technologieunternehmen hat seine Organisation ein Navigationssystem speziell für Lkw entwickelt. Die Fahrer werden damit an Rhein und Ruhr über Routen geführt, die sinnvoll für die großen Transporter sind – mit wenigen Kreuzungen, ohne Tempo-30-Zonen. „Auf diesen Vorrangrouten kommen die Lkw gut voran, ohne den übrigen Verkehr zu behindern.“
– Pressemitteilung der BVL Bundesvereinigung Logistik e.V. –
Foto: Opel