Der Frühling rückt näher und beim Fahrrad wird es Zeit für eine gründliche Inspektion. Diese kann man ohne Probleme selbst durchführen. Der pressedienst-fahrrad gibt in seiner Checkliste Tipps zu Pflege, Wartung und Reparatur, damit der Start in die Fahrradsaison nicht nur leicht von der Hand geht, sondern auch Spaß macht.
Egal, ob Sie den Winter hindurch gefahren sind oder das Rad gerade wieder aus dem Keller holen – eine gründliche Reinigung und die üblichen Pflegeroutinen sind jetzt fällig. Je frischer die letzte Pflege, desto schneller geht’s. Für unvorhergesehene Reparaturen sollte allerdings etwas Zeit eingeplant werden und falls Ersatzteile benötigt werden, ist es natürlich von Vorteil, wenn die Läden (noch) geöffnet haben. In Vorfreude auf die erste Ausfahrt am Sonntag erst am Samstagmittag mit dem Frühjahrscheck anzufangen, ist daher eine schlechte Idee.
Fahrrad putzen
An einem sauberen Rad erkennt man am besten, ob etwas kaputt ist. Gröberer Dreck wird vorsichtig mit Handfeger oder Bürste entfernt, an schwer zugänglichen Stellen kommt man mit einer alten Zahnbürste, Borstenpinseln oder Zahnstochern weiter; noch besser ist spezielles Putzzubehör fürs Fahrrad (z. B. Finish Line „Easy Pro Bürstenset“, 19,99 Euro). „Achten Sie darauf, den Schmutz nicht noch weiter in Bauteile und versteckte Ecken einzuarbeiten“, rät Ulrich Henz vom Komponentenhersteller Sram.
Danach geht es weiter mit etwas lauwarmem Wasser und einem strapazierfähigen Lappen. Hartnäckigen Verschmutzungen kommen spezielle Fahrradreiniger bei, wie z. B. das biologisch abbaubare und auch für Carbon geeignete „Green Fizz“ von Pedro’s (10,90 Euro/500 ml). Hochdruckreiniger sind beim Radputz tabu, sie können Schmutz und Feuchtigkeit in die Lager pressen und diese somit beschädigen. Zum Abschluss wird das Rad mit einem weichen und saugfähigen Tuch trockengerieben. Eine Schutzpolitur im Nachgang pflegt die Oberflächen des Velos und sorgt für langanhaltenden Glanz (z. B. Muc-Off „Bike Spray“, 10 Euro). Tipp: Haushalts- oder Einweghandschuhe halten beim Putzen auch die Finger sauber.
Reifen aufpumpen
Dass die Reifen Luft verlieren, ist völlig normal, dabei spielt es keine Rolle, ob das Rad steht oder regelmäßig gefahren wird. Zum Aufpumpen empfiehlt sich eine robuste Standpumpe mit Manometer (z. B. Blackburn „Air Tower 1“, 34,99 Euro), um den Druck genau zu bestimmen. Auf der Reifenflanke sind der zulässige minimale und maximale Luftdruck angegeben. „Prüfen Sie die Reifen gleich auf ,Eindringlinge‘ und ob das Material an den Flanken brüchig geworden ist“, rät Doris Klytta vom Reifenhersteller Schwalbe, der bei seinem pannensicheren „Marathon Plus“ (39,90 Euro) unter anderem eine alterungsbeständige Seitenwand einsetzt, die auch Schäden durch das Fahren mit zu geringem Reifendruck vorbeugt.
Kette & Co. schmieren
Bevor man sich der Pflege der Kette zuwendet, sollte sie mit einer Messlehre (auch mit Verschleißanzeige erhältlich, z. B. Park Tool „CC-2 Chain Checker“, 38,99 Euro) auf Verschleiß überprüft werden, denn Ketten längen sich mit der Zeit und müssen gegebenenfalls ersetzt werden. Wurde zu lange mit einer verschlissenen Kette gefahren, gilt das auch für in Mitleidenschaft gezogene Kettenblätter an der Kurbel und die Ritzel am Hinterrad.
Um die Kette zu reinigen, lässt man sie am einfachsten durch einen trockenen Lappen laufen. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Kettengliedern lassen sich mit einem Pinsel oder einer kleinen Bürste reinigen. Es gibt auch Kettenreinigungsmaschinen wie das „Chain Pig“ von Pedro’s (32,90 Euro), die eine Entfetterlösung verwenden. Wer mit Entfettern arbeitet, muss sich jedoch darauf einstellen, dass Reste des Mittels noch mehrere Tage lang auch neu aufgetragenes Schmiermittel zersetzen. Reiniger auf Mineralölbasis dagegen verflüchtigen sich. Um die Kette nach der Reinigung zu schmieren, ist spezielles Kettenöl (z. B. das biologisch abbaubare „Oil of Rohloff“, ab 6,50 Euro/50 ml) empfehlenswert. Das Mittel lässt man einige Zeit einwirken und reibt die Kette anschließend mit einem Lappen etwas ab, um überschüssiges Schmiermittel aufzunehmen, denn stark haftende Öle ziehen auch Dreck an. Schmiermittel mit schmutzabweisenden Eigenschaften, wie z. B. „Epic Ride“ von White Lightning (9,95 Euro/120 ml), müssen dafür öfter appliziert werden. Gereinigt und geschmiert werden sollten bei Kettenschaltungen zudem alle beweglichen Teile. Insbesondere die Röllchen am hinteren Schaltwerk setzen sich leicht mit Schmutz zu.
Wer hier auf eine wartungsarme Alternative setzt, hat dagegen kaum Sorgen: Sowohl bei der Getriebenabe „Speedhub 500/14“ von Rohloff als auch bei den Tretlagergetrieben der Firma Pinion ist lediglich einmal im Jahr bzw. nach mehreren Tausend Kilometern Fahrleistung ein Service mit Ölwechsel fällig. Da die Gänge jeweils im Getriebe festgelegt sind, kann sich die Schaltung nicht verstellen, eine komplizierte bzw. teure Neujustierung entfällt damit. Zudem verschleißen Kette und Zahnräder deutlich weniger schnell, denn der Antriebsstrang läuft immer in einer Linie. Das ermöglicht bei beiden Schaltsystemen auch die Kombination mit einem Riemenantrieb, der ganz ohne Schmierung auskommt und den Verschleiß weiter reduzieren kann: „Im Gegensatz zur Kette längt sich ein Carbonriemen nicht und unsere Riemenscheiben halten ungefähr dreimal so lange wie herkömmliche Kettenblätter und Ritzel“, hebt Frank Schneider von Gates hervor.
Bremsen und Felgen checken
Lassen sich die Bremsen leichtgängig betätigen und greifen sie symmetrisch und kräftig zu? Sind die Bremszüge ausgefranst oder laufen sie nur schwer in den Hüllen? Wenn etwas Öl in die Öffnung am Ende der Zughülle nicht hilft, heißt es: neue Bowdenzüge verlegen. Die Gelenke an den Bremsgriffen und die Sockel, mit denen Felgenbremsen am Rahmen befestigt sind, vertragen ebenfalls einen Tropfen, ansonsten haben Schmiermittel auf Bremsbelägen und Felgen bzw. den Bremsscheiben nichts zu suchen! Hydraulische Bremssysteme können Luft ziehen und müssen dann von der Werkstatt entlüftet werden.
Verschlissene Bremsbeläge verlangen einen rechtzeitigen Austausch. Auf Scheibenbremsen lässt man im Zweifel den Fachmann einen Blick werfen, bei Felgenbremsen zeigen Kerben in den Bremsklötzen auch dem Laien an, ob sie noch Reserven haben. Zudem empfiehlt sich eine Überprüfung der Felgen – bei den meisten Felgen zeigt eine Rille auf der Flanke den Verschleiß an. Kratzende Geräusche beim Bremsen sind ein deutliches Zeichen für nötigen Tausch.
Auch ob die Speichen noch alle fest sind und unter Spannung stehen, sollte überprüft werden. Bei einem „Achter“ muss nicht nur ein Rad mit Felgenbremsen in die Werkstatt.
Beim Bremsen-Check lässt sich auch feststellen, ob der Steuersatz richtig eingestellt ist. Dafür zieht man die Vorderbremse und bewegt das Rad bei eingeschlagenem Lenker vor und zurück. Zwischen Rahmen und Vorbau darf es dabei nicht ruckeln. Einstellen und Austausch des Steuersatzes übernimmt dann besser der Fachmann.
Schraubverbindungen prüfen
Schließlich sollten die Schrauben an allen tragenden Bauteilen wie etwa an Vorbau, Lenker, Kurbeln und Kettenblättern auf ihren festen Sitz hin überprüft werden. Ein kurzes Anheben und Fallenlassen des Rades verrät geräuschvoll lockere Verbindungen. Mit einem guten Multitool lassen sich lose Schrauben auch ohne großen Werkzeugkasten wieder festziehen. Bei filigranen Bauteilen, etwa aus Carbon, ist allerdings Vorsicht geboten: Hier muss unbedingt das angegebene Drehmoment beachtet werden. Entsprechendes Werkzeug ist im Fachhandel erhältlich, hier gibt es unterschiedliche Varianten mit einstellbarem Drehmoment (z. B. Park Tool „ATD-1“ für 4–6 Newtonmeter, 79,99 Euro).
Nach ein bisschen Zuwendung ist das Rad bereit für die ersten Touren – die Sie nun sorglos genießen können.
– Information und Foto: Pressedienst Fahrrad pd-f –