Wertungen ausschließlich im positiven Notensegment / EU-Richtlinie zeigt Wirkung
Als Klassenbester platzierte sich der deutsche Tunnel Berg Bock auf der A 71 (Erfurt – Schweinfurt) bei Suhl. Die beiden 2002 eröffneten und knapp drei Kilometer langen Röhren sind unter anderem mit gut gekennzeichneten Flucht- und Rettungswegen ausgerüstet, in die kein Rauch eindringen kann; dazu kommen eine lückenlose Videoüberwachung und gegen Lärm geschützte Notrufstationen mit Feuerlöschern. Außerdem verfügt der Tunnel über ein automatisches Brandmeldesystem, befahrbare Rettungswege und durchgehenden Funkverkehr, gut geschultes Personal und sogar über eine eigene Feuerwehr.
Nahezu gleichauf mit ebenfalls sehr guten Ergebnissen in allen Kategorien liegen in Deutschland die Tunnel Rennsteig (A 71 bei Zella-Mehlis) und Jagdberg (A 4 bei Jena), sowie in Österreich der Roppener Tunnel (A 12 bei Imst).
Trotz des positiven Gesamtergebnisses haben die Tester auch einzelne Mängel notiert. So waren bei der Hälfte der Tunnel die Wände nicht hell angestrichen. Bei einem Viertel gab es zumindest unter der Woche täglich Stau im Tunnel. Bei ebenso vielen funktionierte die Verständigung über die Notrufe wegen des nicht abgeschirmten Verkehrslärms nur schwer. Auch die oftmals zu kurze Einsatzdauer der Atemschutzgeräte für die Feuerwehr ist ein Problem.
Bewertungsgrundlage für den Test war eine Checkliste, die sich unter anderem an den hohen Maßstäben der Regelwerke für Straßentunnel in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich sowie an der EU-Richtlinie über Mindestanforderungen für die Sicherheit von Tunneln im transeuropäischen Straßennetz orientiert. Diese Richtlinie war 2004 vom Europäischen Parlament verabschiedet worden und gilt für alle Tunnel ab 500 Metern Länge. Jeder neu gebaute Tunnel musste die Anforderungen ab diesem Datum erfüllen, bestehende bis April 2014 nachgerüstet werden. Länder mit sehr vielen Röhren haben bis 2019 Zeit.
Die Geschichte des ADAC-Tunneltests begann 1999. Damals konnte der Automobilclub unmittelbar nach einem verheerenden Brand im Tauerntunnel erste Testergebnisse aus Röhren in ganz Europa vorlegen. Seitdem hat der ADAC annähernd 400 Tunnel in 21 europäischen Ländern getestet. Seit 2004, dem Jahr des Inkrafttretens der EU-Richtlinie, gibt es eine klare Tendenz zur Besserung. Das erste Jahr ohne negative Ergebnisse war 2009.
– Pressemeldung, Foto und Infografik: ADAC –
Foto: ADAC / Michael Bader