Das Geschäft im Internet boomt. Die Klick-Klientel kauft Reisen, Möbel, Schuhe, Medikamente – und zunehmend auch Ersatzteile fürs Auto.
Laut DAT-Report erwarben im vergangenen Jahr dreizehn Prozent der befragten Fahrzeugbesitzer das Material online. Ein Jahr zuvor waren es fünf Prozent weniger, 2009 lag der Anteil bei niedrigen zwei Prozent.
Das Sparpotenzial ist teilweise enorm. Doch welche Qualität wird da eigentlich erworben? Worin unterscheiden sich Originalteile von Identteilen und Nachbauten? Und wer haftet, wenn das vom Kunden mitgebrachte Ersatzteil in der Fachwerkstatt eingebaut wird?
Ulrich Dilchert, Rechtsexperte beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), hat die Antworten.
Welche Arten von neuen Ersatzteilen gibt es überhaupt?
Originalersatzteile der Autohersteller – in der Fachsprache OE-Teile (Original Equipment-Teile) genannt – tragen deren Logo und eine OE-Teilenummer, mit der die Werkstätten das für die Reparatur benötige Material bestellen können.
Viele Originalersatzteile stammen aber auch von unabhängigen Zulieferern. Sie werden in Erstausrüsterqualität ebenso am Band verbaut, aber unter eigenem Namen und eigener Teilenummer auf dem freien Markt verkauft.
Darüber hinaus gibt es qualitativ gleichwertige Ersatzteile, die von renommierten Produzenten ausschließlich im freien Handel vertrieben werden. Diese Ersatzteile sind mit den Originalen bau- und funktionsgleich.
Ihre Qualität entspricht in der Regel dem Erstausrüsterstandard. Sie sind aber zum Teil preiswerter, vergleichbar mit den günstigen Eigenmarken der Supermärkte.
Sind Ersatzteile in Erstausrüsterqualität wirklich so gut wie die Originale?
Ganz klar: ja. Sie entsprechen den Anforderungen und Spezifikationen der Autohersteller und dürfen zu Recht als Originalteile bezeichnet werden. Weil sie die identische Qualität wie OE-Teile haben, spricht die Branche auch von Identteilen.
Können Sie eine Kaufempfehlung geben? Originalteile für junge Fahrzeuge, Nachbauten für ältere Gebrauchte?
Das müssen die Kunden selbst entscheiden. Wer sein altes Auto nicht mehr lange fahren will, greift vielleicht eher zum günstigen Nachbau, um eine zeitwertgerechte Reparatur zu realisieren.
Andererseits verkaufen sich Fahrzeuge im erstklassigen Zustand einfach besser. Oder das 17 Jahre alte Auto reift zum Oldtimer – kein Besitzer würde drittklassige Teile einbauen lassen.
In sicherheitsrelevanten Bereichen wie Bremsen und Lenkung sollte niemals an der Qualität gespart werden.
Worauf sollten Autofahrer beim Internetkauf achten? Wo lauern die Gefahren?
Das fängt bei der Suche nach seriösen Anbietern an und hört bei der Suche nach dem passenden Ersatzteil auf. Wer Markenware kauft, ist schon mal auf der sicheren Seite.
Oft fehlen jedoch technische Informationen und bei Plagiaten aus Fernost der Hinweis auf das amtliche ECE-Prüfzeichen oder gegebenenfalls eine notwendige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), ohne die unter Umständen die Betriebserlaubnis und der Versicherungsschutz für das Fahrzeug erlöschen können.
Ist die Verwendung nicht genehmigter Bauteile für die Herbeiführung eines Unfalls verantwortlich, riskiert der Autofahrer darüber hinaus den Schutz der Kaskoversicherung.
Herkunft und Qualität lassen sich in der Regel erst ermitteln, wenn die Bestellung eingetroffen ist. Und das meist auch nur mit Hilfe von Teile-Profis.
Vielfach scheitern die Kunden bereits an der richtigen Wahl der Ersatzteile. Bei Wischerblättern kann man vielleicht nicht viel falsch machen, bei Bremsscheiben und -klötzen schon – erst recht bei komplexeren Ersatzteilen.
Da reicht ein Modellwechsel innerhalb eines Jahres, und im Handumdrehen ändert sich die Teilenummer. Selbst Fachleute kalkulieren mit einer Rücksendequote. So oder so: Der Teilekauf im Internet ist für Laien ein schwieriges Unterfangen.
Die Alternative?
Warum den Reparaturweg nicht mit der Werkstatt besprechen und nach Identteilen fragen? Ersatzteilrecherche und -kunde gehören schließlich zum Alltag der Profis. Die Kunden sollen ja wiederkommen. Außerdem sparen sich Autobesitzer im Schadenfall unnötigen Ärger.
Gutes Stichwort: Wer haftet später für eventuelle Schäden?
Der Autofahrer hat zwei Ansprechpartner: Für den sachgerechten Einbau übernimmt die Werkstatt die gesetzlich vorgeschriebene Sachmängelhaftung, für die mitgebrachten Neuteile der Internethändler.
Kommt es aufgrund eines minderwertigen Ersatzteils zu Schäden, ist der Streit absehbar, ob nun das Ersatzteil mangelhaft ist oder die Einbauleistung der Werkstatt.
Am Ende wird nicht selten ein Sachverständigengutachten fällig. So mutiert das Schnäppchen zum Kostentreiber und bringt schlimmstenfalls Leben in Gefahr.
Erledigt die Werkstatt den Job dagegen komplett, haftet sie für Werkleistung und Sachmangel.
– Presseinfo des ZDK Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe –
1 Trackback / Pingback
Kommentare sind deaktiviert.