Jetzt wird es Zeit für die Winterreifen. Vor der Montage der vorhandenen steht aber die Frage, ob nicht neue fällig sind. Liegt die Profiltiefe nur knapp über den von TÜV SÜD empfohlenen vier Millimeter, bringt eine Neuanschaffung eine Reihe Vorteile. Die Winterreifentechnik hat in den vergangenen Jahren nämlich große Fortschritte gemacht. Moderne Pneus bringen deutlich kürzere Bremswege auf Schnee und Eis und das bei erheblich niedrigerem Abrollgeräusch.
Etwa alle vier Jahre bringen die großen Hersteller eine neue Generation von Winterreifen auf den Markt. Und jede brachte große Verbesserungen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies bei der Nässetauglichkeit und beim Abrollgeräusch. „Das ist zum Teil auch ein Ergebnis des Reifenlabels, an dem der Autofahrer diese Punkte direkt ablesen kann“, erklärt Michael Staude, Bereichsleiter Reifen und Räder bei TÜV SÜD. So erreichen einige neue Reifen für den Winter beim Nassbremsen inzwischen ein „B“. Jede neue Winterreifenentwicklung brachte bei Schnee fünf bis acht Prozent kürzere Bremswege. Und das Abrollgeräusch liegt beim Markenreifen hier teilweise schon unter 70 Dezibel. „Winterreifen müssen heute nicht mehr lauter sein als jene ohne M+S-Markierung“, so Staude. Der Experte hat fünf Tipps für die Umrüstung.
- Kennzeichnung: Von Rechts wegen erfüllen derzeit Reifen für den Winter die deutschen Vorschriften, die mit M+S oder M&S markiert sind. Doch diese Bezeichnung sagt nur sehr wenig über die Tauglichkeit bei Eis und Schnee. Überzeugender ist das Schneeflockensymbol, das TÜV SÜD dann auch zur Orientierung empfiehlt. Es garantiert ein Mindestmaß an Wintereigenschaften. Die Produkte der Markenhersteller erfüllen die Kriterien.
- Profil: Gesetzlich genügen in Deutschland auch in der kalten Jahreszeit 1,6 Millimeter. „Das ist viel zu wenig“, erklärt Staude. Er empfiehlt mindestens vier Millimeter. Wer in bestimmte Länder reist, muss im Winter ohnehin mehr Profil zeigen. Österreich verlangt bei Winterreifen vier, Schweden drei Millimeter. Doch die Profiltiefe allein ist nicht alles. „Mit zunehmendem Alter nimmt der Verschleiß ab; gleichzeitig wird das Gummi härter. Das verschlechtert die Wintereigenschaften“. Staude empfiehlt, bei Reifen, die älter als sechs Jahre sind, den Rat eines Fachmanns einzuholen.
- Wechsel: Rund ein Viertel der Autobesitzer wechselt die Bereifung selbst – und macht dabei mitunter gefährliche Fehler. „Die Radschrauben dürfen weder zu wenig, noch – was sehr häufig passiert – zu stark angezogen werden“, sagt Michael Staude. Wer nach dem Prinzip „so fest es geht“ handelt, kann leicht Aluminiumfelgen oder gar die Radnaben schädigen. Ein Drehmomentschlüssel ist unbedingt zu empfehlen. Häufig vergessen wird die gründliche Reinigung der Anlageflächen an Naben und Felgen.
- Kontrollsystem: Ab November müssen Neuwagen in der gesamten EU mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Etliche Hersteller montieren es an vielen Modellen bereits länger. Je nach Funktionsweise benötigen auch die Winterräder Sensoren. Andernfalls wird im Cockpit eine Warnung angezeigt. Die Lampe kann aber nach einem Räderwechsel auch ohne Fehler für ein paar Kilometer leuchten. „Diese Strecke brauchen manche Systeme zur Kalibrierung“, weiß Staude. Die Betriebsanleitung gibt darüber Auskunft.
- Unterschiede: Vorbei sind die Zeiten, in denen Winterreifen in punkto Fahrverhalten, Höchstgeschwindigkeit und Luftdruck anders behandelt werden wollten als ihre Kollegen für die warme Jahreszeit. Auf trockener Straße ist kaum noch ein Unterschied vorhanden. Wer mag, kann auch im Winter die gleichen Geschwindigkeiten fahren, wie im Sommer – entsprechende Straßenverhältnisse vorausgesetzt. Es gibt jedenfalls Reifen, die bis 210, 240 oder gar 270 km/h zugelassen sind.
– Presseinformation des TÜV Süd – Foto: Continental