- Jugendliche Fahrradfahrer bis 14 Jahre besonders gefährdet
- Helmtragequote immer noch viel zu niedrig
- Dunkelziffer bei Fahrradunfällen sehr hoch
Radfahren ist 2013 in Deutschland insgesamt sicherer geworden. So sank die Zahl der auf allen Straßen getöteten Radfahrer um erfreuliche 12,8 Prozent*. Auch die Anzahl der schwer verletzten Radler (–4,7 Prozent) ging zurück. Vergleicht man aber die Unfallzahlen im Stadtverkehr mit denen auf dem Land, erkennt man eine deutlich höhere Unfallgefahr für Fahrradfahrer auf der Landstraße. So wurden im vergangenen Jahr von 64.563 innerorts verunglückten Radnutzern 17,2 Prozent schwer verletzt oder getötet, außerorts waren es 36,1 Prozent (von 6.840).
Dramatisch sieht es bei Kindern und Schülern unter 15 Jahren aus. Hier stand einem Rückgang der Anzahl der schwer verletzten jugendlichen Radler innerorts von 6,8 Prozent (1.152 auf 1.074) ein Anstieg außerorts von 15,8 Prozent gegenüber (120 auf 139). „Radfahrer verunglücken absolut gesehen zwar überwiegend in der Stadt, aber durch die deutlich höheren Geschwindigkeiten der Kraftfahrzeuge auf den Landstraßen sind die Unfallfolgen für die Fahrradfahrer erheblich höher“, sagt Dr. Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrum für Technik.
Radhelmtragequoten in Deutschland unakzeptabel niedrig
Zurzeit beträgt die Fahrradhelm-Tragequote in Deutschland nur etwa 13 Prozent. Bei den 11- bis 16-Jährigen sind es immerhin 29 Prozent. Doch gerade bei Kindern und Jugendlichen gilt der Schutzhelm bei Fahrten im Alltag „uncool“ und wird oft nur als Sportkleidung angesehen. Längst nicht jeder Radfahrer, der einen Helm besitzt, trägt ihn auch konsequent bei jeder Fahrt. Nach einer Erhebung der Rechtsmedizin der Charité Berlin im Land Berlin (2000 bis 2009) trugen nur drei von 100 getöteten Radfahrern zum Unfallzeitpunkt einen Helm.
Auch eigene Unfallauswertungen des Allianz Zentrum für Technik belegen: Mehr als 30 Prozent bei einer Kollision mit einem Auto schwer verletzen oder tödlich verunglückten Fahrradfahrer erlitten Kopf- und Hirnverletzungen. Vor diesem Hintergrund sieht die Allianz die geringe Helmtragequote als Herausforderung für alle Verantwortlichen, die Tragebereitschaft deutlich zu steigern. „Bei einem Fahrradunfall ist ein Helm der einzige Schutz für den Kopf. Die Wahrscheinlichkeit eine Gehirnverletzung zu erleiden, liegt ohne Helm mehr als doppelt so hoch wie mit Helm. Deshalb sollte man nicht nur bei länger dauernden und vorausgeplanten Überlandtouren einen Helm tragen, sondern bei jeder Fahrt mit dem Rad“, sagt Lauterwasser.
Die Allianz hat aus diesem Grund 2013 gemeinsam mit dem Deutschem Verkehrssicherheitsrat (DVR) und dem Automobilclub von Deutschland (AvD) eine neue Verkehrssicherheits-DVD mit dem Titel „Fahrradfahren: Immer mit Helm!“ herausgegeben. Der Film richtet sich speziell an Schüler von 8 bis 14 Jahren und deren Eltern und kann kostenfrei unter https://www.safetyfirst.tv/videos/willi-weitzelhats-geschnallt-fahrradfahren-immer-mit-helm runtergeladen werden.
Hohe Unfall-Dunkelziffern bei Radfahrern nicht hinnehmbar
Die Daten der Berufsgenossenschaften, gesetzlichen Unfallkassen, Versicherer und Gremien machen aber auch eines deutlich: Die Straßenverkehrsunfallstatistiken weisen mit ihren polizeilich gemeldeten Unfällen nur einen Teil der tatsächlichen Unfälle aus. Viele Schäden, meistens Alleinunfälle, bleiben außen vor. Nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) mit Polizei und Kliniken der Stadt Münster ist die Zahl der Verletzten viermal höher als polizeilich erfasst. Auch Kopfverletzungen bzw. Gehirnerschütterungen sind nicht zwingend vollständig polizeilich aktenkundig, wenn sie sich im Alleinsturz ereignen. „Die Erkenntnisse aus Münster zeigen, dass die Vielfältigkeit der Berichtswege und Unfallstatistiken Gegenstand weitergehender Studien sein muss, um die Schadenprävention zu verbessern. Aus Sicht der Unfallforschung ist die große Anzahl nicht registrierter Fahrradunfälle nicht akzeptabel“, mahnt Dr. Lauterwasser.
– Pressemeldung und Foto der Unfallforschung Allianz Zentrum für Technik –